Hildesheim – Es ist eine berührende und emotionale Begegnung an diesem sonnigen und heißen Samstagnachmittag auf dem Fußballplatz der SG Frankenfeld. Katharina Hinrichs geht auf das Feld zu den Spielern des SC Drispenstedt und der SG Frankenfeld, die sich im Mittelkreis aufgestellt haben. Sie muss schwer schlucken und sagt nur ein Wort: „Danke!“ Und damit ist alles gesagt.
Plötzlicher Tod mit 33 Jahren
Die beiden Mannschaften hatten für Katharina Hinrichs gespielt, für ihre drei kleinen Kinder – und vor allem für ihren Ehemann, der in beiden Vereinen gespielt hat. Stefan Hinrichs lebt nicht mehr. Er starb im März 2021 plötzlich und völlig unerwartet im Alter von 33 Jahren. Ihm zum Andenken organisierten die beiden Vereine am vergangenen Samstag auf dem Sportplatz der SG Frankenfeld ein Benefizspiel. Der Erlös wird der Familie gespendet: Katharina Hinrichs sowie ihren drei kleinen Kindern Bjarne (5), Ava (2) und Enna (9 Monate).

Was es bedeutet, wenn eine junge Familie plötzlich den Ehemann und Vater verliert, können Außenstehende nur erahnen. „Es war ein Sturz ins Bodenlose“, sagt Katharina Hinrichs. Gegenüber der HAZ ist die 34-Jährige gesprächsbereit. Sie erzählt von ihrem Mann, den sie bei einem Open-Air-Konzert kennengelernt habe.
Er lebte in Hamburg und zog nach Hildesheim, der Liebe wegen. Das Paar heiratete, bekam zwei Kinder: Bjarne und Alva. Sie wurde erneut schwanger: Enna war unterwegs. Doch ihren Vater wird sie nie kennenlernen. Stefan Hinrichs starb, ehe Enna geboren wurde. Bei solchen Schicksalsschlägen fragt man sich: Warum passiert so etwas? Warum wird einer vierköpfigen Familie der geliebte Mann und Vater genommen? Es gibt keine Antwort darauf.
Er war die Liebe meines Lebens
„Stefan war offen, hilfsbereit und witzig“, erzählt Katharina Hinrichs. „Er war der beste Vater, den es geben kann. Und er war die Liebe meines Lebens.“ Der Schmerz und die Trauer sind immer noch sehr groß – wie könnte es auch anders sein? Doch auch wenn nichts mehr so ist wie vorher, geht für sie und ihre drei Kinder das Leben weiter. Wie meistert sie das Leben und den Alltag? „Es geht irgendwie“, sagt die junge Witwe. „Ich bekomme viel Unterstützung von meiner Familie, von Freundinnen und Freunden“, sagt die Sozialpädagogin, die ihren Beruf auf unabsehbare Zeit nicht ausüben kann.
Die Verantwortlichen, Trainer und Spieler des SC Drispenstedt und der SG Frankenfeld trauern um ihren ehemaligen Kollegen und Freund. „Er war ein Supertyp“, sagen Spartenleiter Frank Geigenmüller und Trainer Christian Falk vom SC Drispenstedt. Frankenfelds Vorsitzender Udo Bertram beschreibt Hinrichs als „feinen Kerl, immer zuvorkommend und hilfsbereit“.
„Ein feiner Kerl“
Hinrichs, der als Sozialarbeiter tätig war, war ein leidenschaftlicher Fußballer. Nach seiner Ankunft in Hildesheim schloss er sich dem SCD an, spielte hier von 2015 bis 2018. „Er war ein wichtiger Stammspieler“, berichtet Falk. „Auf der Sechser-Position sorgte er für Stabilität.“ Dann wechselte er zur SG Frankenfeld, die ein paar Klassen tiefer spielt. Der Aufwand in der Bezirksliga wurde Hinrichs zu groß – verständlich bei einem arbeitsintensiven Job und einer Familie mit Kindern. Auch bei der SG war er sehr angesehen als „Freund und vorbildlicher Sportsmann“.
Bis zu jenem Tag im März 2021, als die Nachricht von Stefan Hinrichs plötzlichem Tod alle, die ihn kannten, schockte und lähmte. „Wir wollten dann wenigstens ein bisschen helfen, sagen Geigenmüller und Bertram, die das Benefizspiel organisierten. Das sollte eigentlich schon im vergangenen Jahr stattfinden. Corona verhinderte die Austragung. Nun wurde es nachgeholt.

Das Geschehen auf dem Platz war im Grunde unwichtig. Die SG Frankenfeld (4. Kreisklasse) hielt sich wacker gegen die Drispenstedter, die mit Akteuren aus der ersten, zweiten und Altherrenmannschaft angetreten waren. Die Partie endete 5:5. „Wichtiger ist, dass etwas Geld zusammenkommt“, sagt Geigenmüller nach dem Abpfiff.
700 Euro im Spendentopf
Am Abend wird gezählt. Knapp 700 Euro landen im Spendentopf. Am kommenden Wochenende soll noch einiges hinzukommen. Dann feiert der SC Drispenstedt sein 111-jähriges Bestehen. Ein Teil des Erlöses soll an die Familie Hinrichs gespendet werden.
„Es ist ein gutes Gefühl, Angehörige, Freunde und Bekannte zu haben, die uns unterstützen“, sagt Katharina Hinrichs. „Danke!“